Internationale Schule Dohuk (Irak) und Schulen ohne Bundeswehr
Internationale Schule Dohuk
Hintergrund und politische Ausgangslage
Im Nordirak leben seit vielen Jahrhunderten verschiedene Volksgemeinschaften: Kurden, Christen (Chaldäer, Assyrer, Aramäer), Turkmenen, Yeziden, Shabak, Armenier, Feili-Kurden, Mandäer und bis in die 1960er Jahre Juden. Die Kurden kämpften zwischen 1961 und 1970 in bürgerkriegsähnlichen Aufständen für ihre Selbstbestimmung. Daraufhin ließ die irakische Zentralregierung Tausende Dörfer zerstören. 1970 dann wurde dem mehrheitlich von Kurden besiedelten Nordirak die Teilautonomie zugesprochen. Der Anfal-Operation – Codename für einen zwischen 1988 und 1989 durchgeführten Völkermordfeldzug des irakischen Baath-Regimes unter Saddam Hussein – fielen nach UN-Schätzungen über 180.000 Kurden zum Opfer. Leidtragende der andauernden Gewalt in der Region war die gesamte Bevölkerung. Wer es schaffte, suchte Schutz im Ausland. Viele Christen flohen in den Süden des Landes, nach Bagdad und Basra. Nach dem zweiten Golfkrieg, 1991, erlangte die kurdische Region eine weit reichende Autonomie – mit einer eigenen Verfassung, die Religionsfreiheit und Schutz der ethnischen Minderheiten festschreibt.
Der chaldäische Bischof Rabban Al-Qas ist 1949 in Al Qomani, einem Dorf im Gouvernement Amadija geboren. Er hat die Bombardierung seines Dorfes und die Deportationen und Ermordungen von Kurden selbst miterlebt. Nach Erlangung der Autonomie 1991 gründet er eine lokale Organisation, die maßgeblich am Wiederaufbau der Dörfer und Kirchen in seiner Heimatregion beteiligt ist. Rabban Al-Qas ist ein charismatischer und zugleich praktischer, zupackender Mensch. Seine Vision vom friedlichen Zusammenleben der Ethnien und Religionen: Im traditionell multiethnischen und multikulturellen Gebiet in Kurdistan-Irak ist es möglich, eine Toleranz- und Friedenskultur in der zukunftswichtigen Gemeinschaft der Kinder und Jugendlichen zu etablieren. Er ist überzeugt, Dialog, Respekt und Versöhnung von klein auf einüben, schafft ein Fundament für Toleranz und Vertrauen:
„Wir können viele Häuser errichten, wie überall hier. Aber für mich ist das Wichtigste, das Bewusstsein aufzubauen, um die Gesellschaft zu verändern – durch Bildung. Nach Jahrzehnten des Krieges- und Bürgerkrieges können wir nun gesellschaftliche Maßstäbe für Entwicklung und Frieden setzen.“
Rabban Al-Qas beginnt eine moderne, richtungsweisende Schule nach folgendem Konzept aufzubauen: Mädchen und Jungen lernen gemeinsam. Es gilt das Prinzip der Gleichberechtigung und Chancengleichheit der Geschlechter. Die Mädchen werden in ihrer sozialen Entwicklung gestärkt und begleitet, um sich vom fatalistischen Schicksalsglauben, was die Rolle der Frau in der Gesellschaft anbelangt, lösen zu können und auch, um später in vermeintlichen Männer-dominanten bestehen zu können. Die ethnische oder religiöse Herkunft der Kinder und Jugendlichen spielt keine Rolle. Die kulturellen Wurzeln eines jeden sind zu respektieren. Die Trennung zwischen Politik und Religion ist wichtig und wird auch in der Schule vollzogen. Schulbildung ist ein gesellschaftspolitischer Auftrag, da hat Religion nichts zu suchen.
Rabban Al-Qas gewinnt die kurdische Regierung für seine Idee. 1999 schenkt sie der chaldäischen Kirche ein geeignetes Grundstück in Dohuk, der Hauptstadt des Gouvernements Dahuk, nahe der türkischen Grenze. Die Stadt (ca. 300.000 Einwohner) ist sicher, prosperiert und es gibt eine Universität.
2004 öffnet die Internationale Schule in Dohuk für die ersten 75 Schülern/innen ihre Pforten. Schulleiter ist Bischof Rabban Al-Qas. Das Lehrer/innen-Kollegium gehört verschiedenen Ethnien und Religionsgemeinschaften an. Die Schule ist koedukativ, Mädchen und Jungen lernen gemeinsam, Gleichberechtigung und Chancengleichheit wird konkret umgesetzt. Weder die ethnische, die religiöse, noch die soziale Herkunft spielen eine Rolle. Fünf Sprachen werden unterrichtet: Englisch, Französisch, Arabisch, Kurdisch und Aramäisch. Englisch als Unterrichtssprache ist das sprachliche Bindeglied zwischen den Schülern. Religionsunterricht wird nicht erteilt. Das ist Aufgabe der jeweiligen Religionsgemeinschaft.
„Für Religionskonflikte ist bei uns kein Platz“, sagt der kurdische Pädagoge Abdul Wahid A. Atrushi, der als gläubiger Muslim im besten Einvernehmen mit den Christen des Landes steht, gegenüber einer österreichischen Delegation.
„Alle Schüler nehmen Anteil am kulturellen Hintergrund der anderen und laden einander z.B. zu religiösen Festen ein, sie sollen von klein auf kulturelle Vielfalt erleben und so zu einer neuen Generation heranwachsen, die den Hass überwindet“, erklärt Rabban die Philosophie der Modellschule.
Friedenserziehung spielt eine wichtige Rolle, das Einüben der gewaltfreien Kommunikation. Der erste Jahrgang (zur Hälfte Mädchen) hat die Schule 2011 mit der Hochschulreife abgeschlossen. Die meisten studieren in Kurdistan-Irak, drei der Absolventen in Dortmund, wollen aber nach dem Studium zurück in die Region, um ihrer Gemeinschaft nützlich zu sein. Mittlerweile unterrichtet die Schule an die 300 Schüler. Die Internationale Schule in Dohuk gehört zu den besten und modernsten In Kurdistan-Nordirak und die junge Generation übernimmt ein „Vorreiterrolle“, was Friedenssicherung anbelangt.
„Die Jugend ist die Zukunft Kurdistans. Das was sie hier in der Schule lernen, werden sie in die Gesellschaft tragen“, so der Bischof Rabban Al-Qas.
Nach Recherchen von Carmen Eckhardt, die einen Film über die Christen im Nordirak und diese Schule drehte, ist die Internationale Schule in Dohuk die einzige im gesamten Nahen Osten, die Friedenserziehung so konsequent umsetzt. Gerade die Kinder und Jugendlichen dieser Schule, die Gewalt erfahren oder hautnah miterlebt haben, lernen hier im täglichen Erleben, dass Freundschaft, Lachen, Lernen und Frieden zusammen gehören.
Diese Schule hat Vorbildcharakter. Sie braucht internationale Anerkennung und Rückendeckung, für einen sicheren Fortbestand. Denn der Frieden in der Region ist anfällig. Die politische Lage im Nahen Osten ist nach wie vor bedrohlich. Das Maß an Sicherheit ist zwar in Kurdistan-Nordirak viel höher, als in den umstrittenen Provinzen Mosul und Kirkuk und im Restirak. Aber selbst dort fehlt den Minderheiten noch das Gefühl dauerhafter physischer und ökonomischer Sicherheit. Das aufstrebende Kurdistan hat gute Voraussetzungen für eine stabile Demokratie und die Einhaltung von Menschenrechten geschaffen.
Die Auszeichnung der Internationalen Schule Dohuk mit dem Aachener Friedenspreis 2013 hat auch Signalwirkung im Land selbst. Die Schule ist ein Modellprojekt für Frieden, Versöhnung und Verständigung zwischen Volksgruppen und Religionsgemeinschaften.
„Schulen ohne Bundeswehr“
Robert-Blum-Gymnasium (Berlin), Käthe-Kollwitz-Schule (Offenbach a.M.)
Stellvertretend für alle Schulen, die per Schulkonferenzbeschluss festgelegt haben, die Bundeswehr nicht an ihre Schule einzuladen, geht der Aachener Friedenspreis 2013 an:
das Robert-Blum-Gymnasium (Berlin)
die Käthe-Kollwitz-Schule (Offenbach a.M.)
Wir zeichnen damit die Schulen aus, die als erste in den Jahren 2010 und 2011 diesen Beschluss in ihren Schulkonferenzen gefasst haben. Wir wollen den Mut und die Courage der Schülerinnen und Schüler, der Eltern, Lehrerinnen und Lehrer mit dem Aachener Friedenspreis 2013 würdigen und gleichzeitig ein Signal gegen den Mainstream der Militarisierung in unserer Gesellschaft setzen.
Unsere Vorstellung ist, dass junge Menschen sich für Freiheit und Gerechtigkeit in Frieden, ohne Gewalt und Krieg, stark machen.
Die Entscheidung deutscher Regierungen der vergangenen Jahre, sich seit dem völkerrechtswidrigen Jugoslawienkrieg immer wieder an Kriegs- und militärischen Gewalthandlungen zu beteiligen, führt unsere Gesellschaft in eine Kriegsnation zurück, wie sie schon einmal vor mehr als 300 Jahren begonnen hat. So befindet sich Deutschland zur Zeit weltweit in 12 Auslands- bzw. Kriegseinsätzen.
Ein Element der dazu erforderlichen Mobilisierung der Bevölkerung für den Kriegseinsatz ist die Rekrutierung von jungen Menschen für den „Dienst an der Waffe“. Als Lehrveranstaltung über Sicherheitsfragen getarnte Werbeveranstaltungen an Schulen vor zum Teil minderjährigen Schülerinnen und Schülern sind besonders zu verurteilen.
Durch in 8 Bundesländern zwischen Bundeswehr und den Ländern geschlossene Kooperationsvereinbarungen ist der Zugang für die Bundeswehr zu Schulen und Bildungseinrichtungen erleichtert und intensiviert worden. Wenn diese enge Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Bildungseinrichtungen von ihren BefürworterInnen begründet wird, ist häufig von der demokratischen Tradition der Armee die Rede. Die Bundeswehr sei integraler Bestandteil unseres Staatswesens und daher sei es selbstverständlich, dass die Armee an den Schulen präsent sein müsse. Dagegen lassen sich viele Argumente anführen, z.B. die Tatsache, dass die Bundesrepublik zu Beginn ihrer Geschichte keine Armee hatte. Offenbar ist unser Staat also auch ohne eine Armee denkbar. Auch die Frage, ob der Friedensauftrag des Grundgesetzes mit militärischen Mitteln überhaupt erfüllbar ist, muss diskutiert werden.
Inzwischen können laut einer neu gefassten Kooperationsvereinbarung JugendoffizierInnen der Bundeswehr und Organisationen der Friedensbewegung gleichberechtigt über die zur Friedenssicherung möglichen Instrumente der Politik und die Aufgabenstellung der Bundeswehr informieren. Dass diese Änderung der Kooperationsvereinbarung reine Augenwischerei ist, zeigen die folgenden Zahlen.
Die Ausgaben der Bundeswehr für die Nachwuchswerbung stiegen von 9,8 Millionen Euro im Jahr 1998 auf 29 Millionen Euro im Jahr 2012. Das entspricht einem Faktor 3. Auch wenn nicht alle diese Mittel für die Werbung in Schulen aufgewendet werden, zeigen die Zahlen dennoch den enormen finanziellen und personellen Aufwand, dem die Friedensbewegung mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit nichts entgegensetzen kann.
Insgesamt traten 100 JugendoffizierInnen in der BRD im Jahr 2011 an Schulen, bei Jugendorganisationen und MultiplikatorInnen wie Lehrkräften, PolitikerInnen etc. auf. So erreichte die Bundeswehr 156.800 Personen – davon 133.600 Schülerinnen und Schüler in mehr als 5000 Veranstaltungen und rund 1500 Personen in Jugendorganisationen, insgesamt also rund 135.000 Jugendliche. Auch hier kann die Friedensbewegung personell in keiner Weise mithalten.
Oft wird so getan als ob SoldatIn ein ganz normaler Beruf sei. Diejenigen, die meinen, JugendoffizierInnen und WehrdienstberaterInnen müssten an die Schule kommen, argumentieren häufig damit, dass die Bundeswehr eine normale Arbeitgeberin sei und daher die Jugendlichen über diese Berufsmöglichkeit genau wie über jede andere informiert werden müssten. Jedoch ist der Soldatenberuf keinesfalls ein normaler Beruf. Soldatinnen und Soldaten verzichten mit ihrem Eintritt in die Armee auf wesentliche Grundrechte, wie auf das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit und Leben. Die freie Meinungs- und Willensbildung wird beschränkt, Gehorsamsverweigerung wird bestraft.
Der Bildungsauftrag der Schule wird gemäß unserer Landesverfassung in Artikel 7 Abs. 2 und im Schulgesetz §2, Abs.2 gleichlautend beschrieben:
„Die Jugend soll erzogen werden im Geiste der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit, zur Duldsamkeit und zur Achtung vor der Überzeugung des anderen […]. In Liebe zur Völkergemeinschaft und Friedensgesinnung.“ Diesen Auftrag können VertreterInnen einer Armee nicht erfüllen.
Um eine Welt ohne Krieg und militärische Gewalt zu erreichen, ist eine völlig andere Art des Denkens und Handelns unserer Gesellschaft nötig. Neben der Anwendung von Methoden der zivilen Konfliktbearbeitung zur Beilegung gewaltsamer Auseinandersetzungen zwischen Staaten und Gemeinschaften brauchen wir vor allem eine andere, auf Friedenserziehung orientierte, Bildungspolitik und Ausbildung unserer Jugend. Diese kann von Soldatinnen und Soldaten nicht gewährleistet werden, zumal diese ihrer Arbeitgeberin, der Bundeswehr, verpflichtet und damit deutlich interessengeleitet sind.
Begrüßungsrede von Tina Terschmitten
Dankesrede – Internationale Schule von Dohuk
Dankesrede – Käthe-Kollwitz-Schule
Dankesrede – Robert-Blum-Gymnasium
Grußworte früherer Preisträger
Netzwerk Friedenssteuer (Preisträger 1993)
Als Preisträger von 1993 möchten wir Euch zur diesjährigen Preisverleihung herzliche Grüße der Verbundenheit senden. Ihr habt mit den diesjährigen Preisträgern wieder eine stimmige und überzeugende Wahl getroffen. Den Preisträgern wünschen wir von Herzen, dass sie durch die Verleihung ebenso ermutigt und bestärkt werden wie wir selbst vor 20 Jahren, ihre vorbildliche Friedensarbeit unvermindert fortzusetzen.
Wir danken Euch für Eure ermutigende Arbeit und wünschen einen schönen Verlauf des Antikriegstages 2013 in Aachen!
Günther Lott
Ludwig Baumann (Preisträger 1995)
Die diesjährigen Preisträger beglückwünsche ich sehr herzlich. Sowohl die Schule in Dohuk im Nordirak als auch die ‚Schulen ohne Bundeswehr‘. Alle Schulen haben mit ihrem Engagement für Frieden diesen Preis verdient.
Insbesondere die letztgenannten Schulen, die durch Beschlüsse der Eltern, Lehrer, Schüler und Schulkonferenzen die Bundeswehr nicht mehr in ihre Schulen einladen, haben Mut und Courage bewiesen. Das verdeutlicht nicht zuletzt die heftige Kritik von außen, die ihnen seit der Bekanntgabe der Preisverleihung entgegenschlägt. Die teils diffamierende Debatte zeigt, wie wichtig und richtig die öffentliche Auseinandersetzung um Schule und Bundeswehr ist, um eine Militarisierung der Bildung zu verhindern.
Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht ist für die Bundeswehr der Druck enorm gewachsen, junge Menschen für die Bundeswehr zu rekrutieren. Jugendoffiziere drängen vermehrt in Schulen und andere Bildungseinrichtungen, um junge Menschen für eine ‚Karriere bei der Bundeswehr‘ zu gewinnen. Aber das Soldatsein ist kein ‚Job‘ wie jeder andere, sondern bildet Menschen zum Verletzen und Töten anderer Menschen aus. Wer das verschweigt, täuscht sich und andere. Die Bundeswehr hat keinen Bildungsauftrag, gehört infolgedessen nicht an Schulen.
Als Wehrmachtdeserteur habe ich nach Todeszelle und KZ im Strafbataillon an der Ostfront den deutschen Vernichtungskrieg miterleben müssen. – Was haben wir denn aus unserer Geschichte gelernt, wenn wir heute wieder Kriege führen. Was haben wir denn am Hindukusch militärisch zu verteidigen? Was wäre denn, wenn die ausgebeuteten armen Länder stärker wären und sie würden ihre Interessen bei uns militärisch verteidigen?
Wir in diesem reichen Land, von keinem bedroht und mit unserer Geschichte sind aufgerufen zu gewaltfreiem Handeln – sich einzusetzen für Gerechtigkeit, das Leben und den Frieden.
Darum danke ich den Mitgliedern des Vereins Aachener Friedenspreis, die den Mut hatten, diese Thematik „Schulen ohne Bundeswehr“ aufzugreifen und in die Öffentlichkeit zu tragen. Auch um jenen Mut zu machen, die so in der Kritik stehen. Letztlich ist dies aber auch ein Signal an andere Schulen, ihnen zu folgen.
Ludwig Baumann
Heiko Kauffmann, Pro Asyl (Preisträger 2001)
Liebe Tina Terschmitten,
liebe Freundinnen und Freunde des Aachener Friedenspreises,
liebe PreisträgerInnen 2013,
leider bin ich durch einen sehr hartnäckigen Bandscheibenvorfall gehindert, in diesem Jahr zur Preisveleihung nach Aachen zu kommen.
So möchte ich nicht versäumen, Ihnen wenigstens auf diesem Weg meine allerherzlichsten Glückwünsche zu Ihrer Wahl zu übermitteln. Gerade die aktuellen Herausforderungen dieser Tage zeigen uns erneut, wie wichtig, unentbehrlich und unverzichtbar die Arbeit der sozialen Bewegungen und zivilgesellschaftlichen Gruppen für Frieden, soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und Demokratie ist.
Nur, wenn wir der Politik gemeinsam „auf Augenhöhe“ begegnen, sie hartnäckig und mit langem Atem „resozialisieren“, gleichzeitig die Öffentlichkeit und die Menschen von der Notwendigkeit humaner Veränderungen überzeugen, werden wir diese Ziele gemeinsam erreichen können.
In diesem Sinne lassen Sie uns weiterhin gemeinsam menschenwärts für eine humane, friedliche und menschenwürdige Gesellschaft kämpfen!
Mit den besten Wünschen, auch namens PRO ASYL, und herzlichen Grüßen
Ihr Heiko Kauffman
Bernhard Nolz (Preisträger 2002)
Herzlich gratuliere ich den drei Schulen zur Verleihung des Aachener Friedenspreises. Mit der Entscheidung für die diesjährigen Preisträger_innen hat der Aachener Friedenspreises erneut sein Gespür dafür bewiesen, die aktuell entscheidenden Fragestellungen zur Sicherung des Friedens aufzuzeigen. Es geht in der Tat z.Z. darum, den weltweiten Ruf der Jugend nach Frieden und Gerechtigkeit zu unterstützen und der Jugend Mut zu machen, sich gegen staatliche Gewalt und Willkür friedlich zur Wehr zu setzen. Krieg und Kriegsdienst sind keine Perspektiven für die Jugend. Die Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden (PPF) sind sich mit Schüler_innen, Eltern und Lehrer_innen in aller Welt einig, dass der Aachener Friedenspreis in diesem Jahr wieder eine gute Wahl getroffen hat.
Bernhard Nolz
Gregor Böckermann, Initiative Ordensleute für den Frieden (Preisträger 2003)
Im Jahre 2003 wurde der „Initiative Ordensleute für den Frieden“ (IOF) der Aachener Friedenspreis verliehen. In diesem Jahr geht der Preis an drei deutsche Schulen, weil Eltern, Lehrer und Schüler in ihren Schulkonferenzen den Beschluss gefasst haben, keine Bundeswehrsoldaten in ihre Schulen einzuladen.
Warum freue ich mich darüber?
Nicht nur weil die Käthe-Kollwitz-Schule aus Offenbach unter den Preisträgern ist, an der Eberhard Enß, Vertrauensmann der GEW, tätig ist, und den ich als engagierten Friedensaktivisten kennengelernt habe.
Auch die inzwischen 30-jährige Geschichte der IOF belegt, dass wir uns über die mutige Entscheidung des Aachener Friedenspreises e.V. freuen können. Die IOF ist ein freier Zusammenschluss von Ordensfrauen und -männern sowie ihrem Freundeskreis. Jahrelang hat die IOF vor der Cruise-Missiles-Basis in Hasselbach (Hunsrück) protestiert. Als die Raketen abgezogen wurden und viele Friedensgruppen dichtmachten, sind die Ordensleute vor die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main gezogen, einem anderen „Ort des Unheils“. Weltweite Kontakte unserer Ordensgemeinschaften mit den Armen in der sog. 3. Welt und hier bei uns haben uns veranlasst auf die Tatsache aufmerksam zu machen: Ohne Gerechtigkeit für alle Menschen gibt es keinen Frieden.
Die Deutsche Bank ist die größte und mächtigste Geschäftsbank Deutschlands. Sie ist für uns Symbol unserer kapitalistischen Wirtschaftsordnung, mächtiger als unsere Politiker in Berlin. Inzwischen merken wir, dass unsere anfängliche Forderung: „Schuldenstreichung für die 3. Welt“ viel zu kurz gegriffen war. Bei unseren monatlichen Mahnwachen mussten wir nämlich erleben, dass in unserem Rücken hunderte von Drogenabhängigen aus der Taunusanlage verdrängt wurden. Dann kamen die Obdachlosen unter den Mainbrücken dran. Und heute wird, wie in vielen Städten, eine „Gefahrenabwehrverordnung“ diskutiert. Wie kriegt man die Innenstädte sauber von „Elementen“, die dort betteln, Bier trinken, den Konsum stören? Wir mussten feststellen: Weltweit geht die Schere zwischen den reichen und armen Nationen immer weiter auf. Die Folgen: Hunger, Kriege, Flüchtlingsströme, Umweltzerstörung. Aber das gleiche spielt sich auch in Deutschland ab.
In unserer eigenen Gesellschaft werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer und zahlreicher. Auf Schritt und Tritt ist das in Frankfurt und überall in Deutschland sichtbar: übertriebener Luxus auf der einen, steigende Arbeitslosigkeit und Sozialabbau auf der anderen Seite. Wir meinen, die Ursachen dieser Entwicklung liegen in einem gnadenlosen Kapitalismus, der durch die Verselbständigung und Globalisierung der Finanzströme der letzten Jahre noch übermächtiger geworden ist. Die Bedürfnisse der Armen und der kommenden Generationen haben keinen Platz in diesen Unrechtsstrukturen. Unser Wirtschaftssystem geht über Leichen, weltweit und bei uns.
Logischerweise ist die Bundeswehr heute in diesem kapitalistischen Wirtschaftssystem immer weniger eine Verteidigungsarmee wie vom Grundgesetz vorgesehen. Sie ist vielmehr eine Armee im Einsatz und dient den Interessen der Superreichen und der Wirtschaft, wie der „Sicherung der Rohstoff- und Warenströme, der Transportwege“ und vielem mehr – so als offizielle Regierungspolitik festgeschrieben im Weißbuch der Bundesregierung im Jahre 2006.
Daher meine Freude über die diesjährigen Preisträger, die ein mutiges Zeichen des Widerstandes gegen die vorherrschende Meinung in der Öffentlichkeit gesetzt haben.
Gregor Böckermann