Machsom Watch/Dr. Mitri Raheb (Israel/Palästina)
MachsomWatch beobachtet Menschenrechtsverstöße im Westjordanland, entlang der ‚Grünen Linie’ (der vor 1967 geltenden Waffenstillstandslinie) und an den Stadtgrenzen von Jerusalem. Sie ist eine Freiwilligenorganisation ohne Parteibindung und hat, wie manch eine wichtige Idee, klein angefangen. Das Ganze begann, als eine kleine, aber entschlossene Gruppe von Aktivistinnen sich zufällig auf einer Demonstration trafen. Den entscheidenden Anstoß gab ein Vortrag der Journalistin Amira Hass: sie berichtete erschreckende Einzelheiten, die sie selbst erlebt hatte. Das Grauenhafteste waren Berichte über schwangere Frauen, die an Kontrollposten entbinden mussten, weil Soldaten sie nicht passieren ließen. In jenen Anfangszeiten hatten wir Aktivistinnen noch keine wirkliche Vorstellung von den alltäglichen Schwierigkeiten ganz gewöhnlicher Palästinenser und keinen Begriff von der schrecklichen Verwundbarkeit der Menschen, die an den Kontrollposten Durchlass suchen.
MachsomWatch hat Gruppen in Jerusalem und Tel Aviv und seit November 2003 je eine im Norden und im Süden des Landes. Organisatorisch ist MachsomWatch eine gemeinnützige Gesellschaft mit einer wenig hierarchischen, flachen Struktur. Alle Arbeit wird ehrenamtlich geleistet. Die Gruppen werden von je einer wählten Koordinatorin, ihrer Stellvertreterin und der besonders wichtigen Einsatzplanerin geleitet. Der Beschlüsse fassenden Versammlung, Org genannt, gehören alle Mitglieder an. Frauen mit Führungsqualitäten, die über den Einsatz an den Kontrollposten hinaus Aufgaben übernehmen wollen, sind hoch willkommen. Die täglichen Berichte, die nach jeder Beobachtungsschicht abgefasst werden, müssen redigiert, übersetzt und verteilt werden – eine enorme Arbeit. Einige unserer Mitglieder sind im Studium oder voll berufstätig, andere sind Rentnerinnen, viele haben familiäre Verpflichtungen. Einige, vor allem die wenigen streng religiösen Mitgliedsfrauen, bezahlen ihr Engagement mit einer Entfremdung oder sogar mit dem Ausschluss aus ihrer Gemeinschaft.
Interview mit Roni Hammermann von Machsom Watch in Aachen am 3.5.2010
Begrüßungsrede von Otmar Steinbicker
Dossier – MachsomWatch / Mitri Raheb
Dossier – Prof. Dr. Andreas Buro
Interview – MachsomWatch / Mitri Raheb