Kazuo Soda (Japan)
Kazuo Soda kämpfte für die Abrüstung von Atomwaffen und war Vertreter der HIBAKUSHA-Bewegung. Er selbst ist Opfer des Atombombenangriffs auf Nagasaki, infolgedessen sowohl seine Eltern als auch sein älterer Bruder starben. Im Rahmen seines Engagements für den Frieden war er ständiger Gast und Redner am Hiroshima-Gedenktag in Köln auf der Domplatte und appellierte dabei für die Ächtung von nuklearen Kampfstoffen.
Er zählt zu den 460 000 Menschen, die noch heute an den Folgen der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki leiden. Geboren wird Kazuo Soda am 24. November 1930 in Nagasaki. 10-jährig zieht man ihn, im dritten Schuljahr an einer staatlichen Mittelschule, zum Arbeitsdienst in einen Rüstungsbetrieb ein. Er erlebt den atomaren Angriff auf seine Heimatstadt am 9. August 1945 im elterlichen Haus, 2,5 km vom Explosionszentrum der Bombe entfernt. Im Dezember 1945 stirbt der ältere Bruder an den Folgen, die Eltern fünf Jahre später. Er wird Lehrer in einer öffentlichen Oberschule, seine Lehrtätigkeit, die er 38 Jahre ausübte, wird begleitet von dem unermüdlichen Wirken wider das Vergessen.
HIBAKUSHA heißt „Die Bombardierten“. Dieser Begriff meint inzwischen nicht mehr nur die Opfer, sondern wird auch als Bezeichnung für die Anti-Atomwaffen-Bewegung genutzt. Ihr Symbol ist ein Kranich. Kazuo und seine Mitstreiter haben nie einseitig die USA für den atomaren Massenmord von Hiroshima und Nagasaki alleine verantwortlich gemacht, sondern auch den japanischen Imperialismus an den Pranger gestellt. Auch wird immer wieder eindringlich geschildert, was der koreanischen Bevölkerung von japanischer Seite angetan wurde. Zu den Atombombenopfern zählen auch zahlreiche koreanische Zwangsarbeiter. Kazuo Soda ist aktives Mitglied der weltweiten Friedensbewegung geworden. Sein Wissen, seine Gefühle und seine Erfahrungen haben ihn vor zehn Jahren dazu bewogen, den Dienst als Lehrer zu quittieren, um auch über Japans Grenzen hinaus die Menschen auf die tödliche Gefahr von Nuklearmaterialien, insbesondere von Atomwaffen aufmerksam zu machen und durch seine Friedensreisen dem Vergessen und der Verdrängung entgegen zu wirken. 1991 kommt er zum ersten Mal nach Deutschland, er trifft in Köln auf der Domplatte Walter Herrmann bei der Gestaltung seines umstrittenen Kunstwerks. Die Begeisterung für die Botschaften des Friedens auf den liebevoll inszenierten Karten an der Kölner Klagemauer lässt ihn auch bei seiner Rückkehr nicht los. Seinen Entschluss auch hier eine Klagemauer zu errichten, setzt er im Juni 1992 auf der Friedensversammlung in Fukuoka, seiner jetzigen Heimatstadt, nördlich von Nagasaki, in die Tat um. Seit dieser Zeit ist er ständiger Gast und Redner am 9. August am Hiroshima-Gedenktag in Köln auf der Domplatte. Unterbrochen nur in den Jahren 1996 und 1997, als er sich einer schweren Krebsoperation unterziehen musste, an deren Folgen er noch heute leidet. Ein zentrales Anliegen des Zeitzeugen Kazuo Soda ist es, möglichst viele Menschen dazu zu bewegen, den Appell von Hiroshima und Nagasaki für die Ächtung und Abschaffung aller Atomwaffen zu unterzeichnen. Er sucht bei seinen Reisen durch viele Länder weltweit den Kontakt zu den Menschen, insbesondere zu den Jugendlichen, deren Wahrnehmung für die Gefahr er schärfen will. Er besucht Schulen, Universitäten und Friedensgruppen und spricht auch über seinen persönlichen Leidensweg. Inzwischen wurden nur aus der Stadt Köln über 200 000 Unterschriften nach Japan gesandt. Diese Unterschriften werden weiter geleitet an die Präsidenten der Länder, die immer noch, schon wieder oder gerade erst die Menschen mit Atomversuchen in Angst und Schrecken versetzen. Noch immer peinigen Kazuo die schrecklichen Erinnerungen an den 9. August 1945, an dem seine damalige Heimatstadt Nagasaki von einem Feuerball überrollt und verstrahlt wurde. Die Wunde seiner Seele blutet noch.