Ludwig Baumann † und die Bundesvereinigung der Opfer der NS-Militärjustiz
Einsatz für Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure
Sein Schicksal teilte er im weiteren Verlauf des 2. Weltkrieges mit weiteren Opfern der NS-Militärjustiz, die in das „Bewährungsbataillon 500“ an die Ostfront gezwungen wurden. Trotzdem überlebte Baumann den Krieg. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft in Russland hatte er es schwer in einer Gesellschaft, in der Deserteure noch immer als „Feiglinge“ geächtet wurden.
Schließlich begann Ludwig Baumann, sich in der Friedens- und Dritte Welt-Bewegung zu engagieren. 1990 gründete er mit etwa 40 noch lebenden Wehrmachtsdeserteuren und einigen engagierten Wissenschaftlern und Historikern die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, um eine Aufhebung der Unrechtsurteile gegen Deserteure, „Wehrkraftzersetzer“, Selbstverstümmeler und andere Opfer der NS-Militärjustiz durchzusetzen sowie deren vollständige Rehabilitation zu erreichen. 2002 wurde dieses Ziel mit dem Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege erreicht. Im Laufe der Anerkennung war er an mehreren parlamentarischen Debatten und Beratungen in Bundestagsausschüssen aktiv.
Zusätzlich zu diesem Einsatz für Deserteure und andere von der NS-Gerichtsbarkeit Verfolgte setzt sich Ludwig Baumann in der Friedensbewegung ein. An jedem Einberufungstermin versucht er mit jungen Männern, die auf dem Weg in die Kaserne sind, ins Gespräch zu kommen. Seine Botschaft an die Einberufenen: „Leistet Widerstand, wenn ihr Befehle bekommt, denen ihr im zivilen Leben nicht folgen würdet.“
Im Jahre 1994 wurde Ludwig Baumann mit dem „Sievershäuser Friedenspreis“ und 1995 mit dem „Aachener Friedenspreis“ ausgezeichnet. 2007 erhielt er den Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon, Bremen.